Die Trauben
des Uhudlers

Typische Direktträger für das Original

Es ist erstaunlich, wie umfassend und genau man bereits Ende des 19. Jh. die spezifischen Eigenheiten der amerikanischen Reben kannte. Im Zuge der Rekonstruktion der durch die Reblaus befallenen Weingärten und Rie­den war es notwendig, über die Bodenverträglichkeit, den Wasserbedarf, über Düngung und Reifezeit der amerikanischen Weinreben genau Be­scheid zu wissen, wenn man sie quasi als Nebenprodukt zur „direkten" Weinproduktion verwenden wollte; das galt auch für den Geschmack der unbehandelten Trauben und für ihre Eignung zum Keltern. Hier haben wir für euch die wichtigsten Sorten für die Uhudler-Produktion im Südburgenland beschrieben. 

Concord 

Diese Rebe stammt von der Vitis labrusca ab. Es handelt sich um eine Züchtung von E. W. Bull, die 1853 in Massachusetts vorgestellt wurde. Die Trauben sind groß geschultert und kompakt. Die Concord zeichnet sich durch große, kugelrunde, blau bereifte Beeren aus, deren Haut dünn und empfindlich ist. Das Fleisch ist angenehm süß und fruchtig. Nach der Ern­te verliert die Concord rasch ihren Geschmack, frisch ist sie aber eine vorzügli­che Speisetraube. Sie ist die widerstandsfähigste Sorte der Labruscaklasse und wurde vor allem zu Beginn der Reblausplage in Frankreich gerne ver­wendet.

Das Laub der Concord ist derb, an der Oberseite dunkelgrün ge­färbt, an der Unterseite rosarot-bis orangefilzig. Die Concordtraube wurde von vielen Züchtern und Weinbauern sehr gelobt und als beliebtestes Getränk der Arbeiter bezeichnet bei ei­nem Kongress in Bordeaux im Jahre 1881.

Die Samen der Vitits labrusca, der Fuchstraube also, werden zum Züchten der populärsten Trauben verwendet. 75 % aller Trauben, die in Ostamerika aufgezogen wurden, stammen von diesem vorzügli­chen Labrusca-Blendling der Concordrebe. Eine original Concord­-Traubenrebe wächst, von einem Eisenszaun umgeben, irgendwo nahe dem Zentrum der Stadt Concord, Massachusetts. Der Weinstock grünt noch jedes Jahr, ist aber so alt, dass er in den letzten 50 Jahren keine Früchte mehr hervorgebracht hat. 

Othello

Es handelt sich hiebei wahrscheinlich um ein Kreuzungsprodukt der Clinton-Traube mit Pollen der „Black Hamburg". Die Traube ist groß, die Beeren dünnschalig, recht groß, schwarz und fein bereift. Der Geschmack ist pikant, aber etwas sauer.

Die Blätter sind an der Oberseite dunkelgrün, an der Unterseite weißlichgrün und haben Flaumbüschel am Grunde der Blattadern. Diese kalkresistente Sorte wird gerne zur Rekonstitution kalkhaltiger Weingärten benutzt, leider hat sich aber herausgestellt, dass die Othello-Traube wenig reblausresistent ist. 

Noah 

Die Sorte stammt von einem Riparia-Blendling ab und wurde um 1869 von Otto Wasserzieher mit einem Taylorsamen gekreuzt. Die Trauben sind mittelgroß, geschultert und kompakt, die Beeren – bei Vollreife gelb­lich und mit nicht allzu saftigem Fruchtfleisch – eignen sich hervorragend für einen leichten, spritzigen Weißen.

Die Blätter sind von breiter Herz­form, mittelgroß bis groß, an der Blattoberseite relativ kräftig grün und an der Unterseite mit einem leichten Flaum versehen; der Blattstiel ist mit­tellang und braunrot gestreift. In den leichten Foxton mischt sich hier der Geschmack von Walderdbeeren. Die Noah-Traube wurde und wird am häufigsten zu einem sortenreinen Weißwein gepresst. 

Ripatella

Die Ripatella ähnelt sehr der Concord-Traube, hat aber leicht ovale Beeren. Die ersten zwei Blätter sind an der Oberseite leicht rötlich behaart, die folgenden vier an der Unterseite mit einem rötlichen Filz bedeckt.

Die Traube scheint eine regionale Namensgebung der Oststeiermark und des Südburgenlandes zu sein. Ob die Vitis riparia dafür herhalten musste, ist eine Spekulation. Man vermutet eine Kreuzung aus Riparia und Taylor.

Elvira

Diese Weißweintraube stammt von einem Sämling der Taylorrebe plus Zufallskreuzung von Vitis riparia und Vitis labrusca. Erzogen wurde sie von Jakob Rommel und galt lange als eine der besten Weißweinsorten.

Die Trau­ben sind mittelgroß und sehr kompakt. Die sehr dünne Haut ist fast durch­sichtig, und das wissen auch die Wespen und Hornissen zu schätzen. Zur Lesezeit verteidigen diese Insekten sehr nachdrücklich den Quell ihrer Be­gierde. Das Laub ist groß und kräftig. Die Sorte ist sehr reblausresistent. 

Isabella

Sie gehört zur Verwandtschaft der Labrusca und ihr Ursprung ist wahrscheinlich in Südkalifornien. Der Name stammt von einer Mrs. Isabella Gibbs, die um 1816 diese Sorte einem gewissen Mr. Prince zur Weiterzucht überließ, der sie um 1850 nach Europa gebracht haben soll. Die Trauben sind groß, locker und geschultert, die Beeren leicht oval, recht groß, dunkelpurpur in der Schalenfarbe und blauschwarz bereift.

Das Fruchtfleisch ist sortentypisch fest und saftig. Die Blätter sind groß und unter­seits weiß filzig. Charakteristisch ist, dass die Beeren einer Traube nicht gleich­zeitig reif werden, sodaß eine Traube gleichzeitig grüne und vollreife Beeren besitzt, weshalb die Isabella mancherorts als nicht besonders günstig für die Weinbereitung gilt. Andererseits gehört die Isabella-Traube weit über Öster­reich hinaus zu den bekanntesten Direktträgertrauben. Mitunter werden so­gar alle blauen Direktträgersorten von Laien als Isabella identifiziert.

Delaware weiß

Eine mehr schwachwüchsige Sorte von minderer Wider­standskraft ist wesentlich anspruchsvoller auf Bo­denqualität. Die Traube ist mittelgroß, dichtbeerig, die Beeren mittlerer Form rosarot in Farbe, mit feinem Himbeergeschmack.

Diese Sorte wäre zur Weißwein­-Produktion empfehlenswert, jedoch steht der Anwendung dieser Sorte – neben der geringen Widerstandskraft und den hohen Bodenansprüchen – auch noch der Nachteil einer großen Empfindlichkeit gegen Winterfrost entgegen, und sie wäre nur für bestgeschützte Lagen verwendbar.

Delaware rot

Die Delaware-Traube gibt es in Rot und in Weiß, auch wenn sie nicht so widerstandsfähig ist wie andere Direktträgersorten, so hat sie im Südburgenland doch überlebt. Im Laufe der Zeit haben sich einige Direktträger-Trauben besonders gut an Boden und Klima angepasst, andere wiederum sind verschwunden oder einfach vergessen worden. Bei der Delaware rot dürfte ein Elternteil von der Rupestris-Art stammen, diese Sorte kommt hauptsächlich in der Region um Heiligenbrunn vor. Die Traube ähnelt dem roten Veltliner, ist mittelgroß und rötlichviolett, die einzig bekannte Direktträger Rosé-Traube. Das Blatt der Delaware rot ist dreilappig eingeschnitten.

Clinton

Die im Frühjahr sehr frühtreibende Sorte entwickelt kleine, mittel­frühreifende Trauben, deren runde Beeren klein, dunkelschwarz, einen tiefdunklen mit starkem Foxton behafteten Rotwein geben.

In Bezug auf Boden liebt diese Sorte Tiefgründigkeit und entwickelt in Bö­den, wo mäßiger Kalkgehalt vorhanden ist, eine außerordentliche Vegetati­onskraft. 

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